Warum ein parteiloser Kandidat?

Rheinbach. Am Samstag haben die Rheinbacher Liberalen gemeinsam mit Bündnis 90/ Die Grünen, der SPD und der UWG den parteilosen Ludger Banken zum gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten gewählt. Der Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat für die Kommunalwahl 2020, Karsten Logemann, beantwortet Fragen zu dieser ungewöhnlichen Wahl.

Was hat die FDP Rheinbach dazu bewogen, einen gemeinsamen Kandidaten mit den drei anderen Parteien aufzustellen?

Mit einem Wort: Demokratie. Denn Demokratie heißt Vielfalt und Entscheidungsfreiheit. Es zeichnete sich für lange Zeit ab, dass es bei der Kommunalwahl 2020 nur einen Kandidaten, den der CDU, geben würde. Wir fragten uns als Partei, ob es wirklich gut für Rheinbach ist, wenn die Rheinbacherinnen und Rheinbacher keine echte Wahl haben.
Unsere Antwort war „nein“ und so machten wir uns auf die Suche nach einem optimalen Kandidaten. Im Austausch mit den anderen Parteien stellte sich heraus, dass diese ähnlich dachten.

Wie kam es dann zu Ludger Banken?

Nach einigen intensiven und guten Gesprächen zeichnete sich schnell ab, dass Ludger Banken der richtige Bürgermeister für Rheinbach wäre. Er hat Jahrzehnte lang in der Verwaltung gearbeitet, in unterschiedlichen Fachbereichen und in verschiedenen Städten und war schließlich mehrfach zum Bürgermeister gewählt worden.
Dies macht deutlich, dass er als fachkompetente Persönlichkeit herausragte und daher überparteilich akzeptiert war.
Von seiner Erfahrung kann unsere Stadt nur profitieren. Vor allem da wir vor so großen Herausforderungen wie der Konsolidierung des Haushalts, dem Klimawandel und bei der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt stehen. Und zu diesem Zeitpunkt war der Corona-Virus und dessen Auswirkungen noch gar kein Thema.

Was sind die Herausforderungen für Ludger Banken?

Im Vergleich zu anderen Kandidaten ist er bei Rheinbacherinnen und Rheinbachern noch relativ unbekannt. Die Pandemie und die Schutzvorschriften machen es umso schwerer in direkte Gespräche zu kommen. Dies ist aber auch eine große Chance für ihn. Er ist unbelastet, frei von parteipolitischen Bindungen und kann deshalb für Rheinbach die besten Entscheidungen treffen.
Er kann mit jeder und jedem offen das Gespräch suchen und ist bereits sehr intensiv in Rheinbach unterwegs.

Bedeutet die Nominierung einen Bruch mit dem momentanen Koalitionspartner CDU?

Nein. Die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren war sehr fruchtbar, wir haben vieles gemeinsam mit der CDU-Fraktion erreicht. Die internen Dispute der Rheinbacher CDU haben aber die Zusammenarbeit erschwert.

Wie dies in Zukunft aussieht, kann aber niemand absehen. Rheinbach allerdings hat es verdient von einer starken, erfahrenen Person geführt zu werden, die sachorientiert und parteiübergreifend argumentiert und Streitigkeiten konstruktiv moderieren kann. Demokratie lebt schließlich von der Auseinandersetzung und dem ehrlichen Ringen um den besten Weg.

Einer Zusammenarbeit unter einem Bürgermeister Ludger Banken steht Nichts im Wege.

Es gibt in diesem Jahr also keinen Wahlkampf mit den anderen unterstützenden Parteien und es ist egal, was man als Rheinbacher Bürger wählt?

Es gibt ja zwei Kandidaten. Beide sind respektable Persönlichkeiten, aber auch sehr unterschiedlich. Oliver Wolf ist Unternehmer und – wie er selbst einräumt – ohne Verwaltungserfahrung, Ludger Banken ist Verwaltungsfachmann, umfassend ausgebildet und sehr erfahren, übrigens auch als Geschäftsführer eines kommunalen Unternehmens. Herr Wolf ist früh Mitglied der in Rheinbach lange Zeit dominanten Partei geworden und wird auch nur von ihr unterstützt. Das schafft Verbindlichkeiten, von denen Ludger Banken frei ist. Die CDU wählt ihr Parteimitglied. Das ist ihr gutes Recht, aber hier geht es nicht um Parteizugehörigkeit, sondern unsere Heimatstadt Rheinbach. Wenn sich vier unterschiedliche Parteien für Ludger Banken entscheiden, dann ist das schon ein beachtliches Zeichen dafür, dass Parteizugehörigkeit für den Chef der Verwaltung und obersten Bürger der Stadt unwichtig ist. Zwar mag es die Stimmen der eigenen Partei sichern, aber nicht die Zusammenarbeit mit allen Fraktionen erleichtern.

Mit wem wird die FDP Rheinbach nach der Wahl zusammenarbeiten?

Selbstverständlich mit dem gewählten Bürgermeister und darüber hinaus mit den Kräften, die auch unsere Ziele im Auge haben. Freiheit, Würde, Selbstbestimmung und Verantwortung sind für uns zentrale Werte. Deshalb sind uns Bildung, Kultur, Recht, Sicherheit, Wirtschaft und Nachhaltigkeit wichtig. Niemand kann die Zukunft vorhersagen, aber klar dürfte sein, dass die Herausforderungen – auch ohne Corona – zunehmen werden. Die Welt ist bereits komplexer geworden und unterschiedliche Interessen stoßen härter aufeinander. Respekt, Akzeptanz und Ausgleich muss möglich bleiben. Auch dafür setzen wir uns im politischen Dialog ein!